Start Up-Finanzierung (Teil 1)

Wer als Gründer ein neues, innovatives Unternehmen aus der Taufe heben will, wird zunächst sein persönliches Kapital einbringen, um die Anlaufkosten zu decken. Neigen sich die eigenen Barmittel (und die von Freunden und Verwandten) dem Ende zu, führt der erste Weg regelmäßig zur Hausbank. Oftmals stellt sich dort Ernüchterung ein, weil Banken finanzielle Mittel nur zur Verfügung stellen (können), wenn sie dafür adäquate Sicherheiten erhalten – doch die sind oftmals nicht vorhanden. Was nun? Welche Möglichkeiten stehen den Gründern zur Verfügung, um in dieser kritischen Übergangsphase zwischen einer guten Geschäftsidee und einem etablierten Unternehmen das nötige Kapital zu erhalten?

FINANZBEDARF

Zunächst einmal ist es wichtig zu ermitteln, welche Aspekte des Unternehmens finanziert werden müssen und wie hoch der individuelle Finanzbedarf ist. Je nach Unternehmensgegenstand besteht Bedarf z. B. in den folgenden Bereichen:

  • Entwicklung des Produkts (zunächst Entwicklung und Bau eines Prototypen, später die laufende Produktion, bei reinen Digital-Start Ups Entwicklung der Software, laufende Kosten für Server, Wartung etc.)
  • Vertrieb (Marketingmaterialien, Messeauftritte, Reisekosten etc.)
  • Mitarbeiter (z.B. kann es sinnvoll sein, für den Vertrieb oder die Buchhaltung einen fachlich versierten Mitarbeiter einzustellen)
  • Beratungskosten (z. B. Buchhaltung, Steuer- und Rechtsberatung, aber auch Marketingagenturen etc.)
  • Opportunitätskosten der Gründer (auch sie wollen während der Aufbauphase des Unternehmens leben)

Diese Kosten werden üblicherweise im Rahmen des Business Plans ermittelt. Der Business Plan ist unverzichtbar, um von Banken oder Dritten finanzielle Unterstützung zu erhalten. Er sollte daher mit besonderer Sorgfalt ausgearbeitet werden.

ARTEN DER FINANZIERUNG

Wer aus der Welt der Betriebswirtschaft, der Juristerei oder der Steuer kommt, kennt diese Begriffe, wer den technischen Hintergrund mitbringt, vielleicht eher nicht: Eine „gesunde“ Unternehmensfinanzierung steht regelmäßig auf mehreren Säulen. In jedem Fall gilt die grundlegende Unterscheidung zwischen Eigenkapitalund Fremdkapital.

  • Eigenkapital ist vereinfacht gesprochen das Kapital, das die Gesellschafter in das Unternehmen einbringen. Bilanziell betrachtet handelt es sich um die Differenz zwischen dem Gesamtvermögen des Unternehmens und dem Fremdkapital.
  • Zum Fremdkapital zählen alle Finanzmittel, die von Unternehmensfremden eingebracht werden. Das können z. B. Darlehen von Banken oder Familienangehörigen sein. Bilanziell zählen zum Fremdkapital aber auch viele andere Positionen wie z.B. Rückstellungen für Steuern oder etwaige Haftungsfälle oder Verbindlichkeiten aus der Lieferbeziehung zu Lieferanten u.v.m.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Eigen- und Fremdkapital besteht darin, dass das Fremdkapital im Fall einer Insolvenz des Unternehmens vorrangig zurückzuzahlen wäre. Häufig führt das dazu, dass die Eigenkapitalgeber bei einer Insolvenz leer ausgehen. Eine Besicherung des Eigenkapitals für den Fall der Insolvenz ist nur äußerst eingeschränkt möglich. Deshalb erhält Eigenkapital regelmäßig eine höhere Risikobewertung. Eine Eigenkapitalfinanzierung bedingt in aller Regel, dass der Geldgeber am Unternehmen beteiligt wird. Fremdkapital kann demgegenüber durch entsprechende Besicherung recht gut gegen eine Insolvenz abgesichert werden. Das ist der Grund, weshalb die Hausbank Darlehen (Fremdkapital) grds. nur gegen ausreichende Sicherheiten zur Verfügung stellt. Sind solche nicht verfügbar, so kommt eine echte Fremdfinanzierung regelmäßig nicht in Betracht. Die Fremdfinanzierung und ihre Konditionen sind weiterhin von dem Verhältnis der bestehenden Eigen- zur Fremdfinanzierung des Unternehmens abhängig.

Dann gibt es noch das sog. Mezzanin-Kapital. Es steht zwischen Eigen- und Fremdkapital. Es wird zwar von Nicht-Gesellschaftern zur Verfügung gestellt, jedoch sind die Finanzierungsinstrumente so ausgestaltet, als ob das Geld von Gesellschaftern käme. In der Praxis existieren unzählige Varianten von Finanzierungsinstrumenten, was eine große Flexibilität der Finanzierungsstruktur eines Unternehmens eröffnet.

GELDGEBER

Gründern eines Start Up steht folglich neben dem klassischen Bankdarlehen (Fremdkapital) eine Vielzahl von Finanzierungsformen zur Verfügung. In der Aufbauphase des Unternehmens wird oftmals Eigenkapital erforderlich sein, wenn keine hinreichenden Sicherheiten für Fremdkapital zur Verfügung stehen.

Eigenkapitalgeber sind in der Frühphase des Unternehmens oftmals Business Angels, also vermögende Privatpersonen oder Unternehmer, die Jungunternehmern finanziell unter die Arme greifen (und in einem gewissen Maße am wirtschaftlichen Erfolg partizipieren) wollen. Eine Alternative stellt in Nordrhein-Westfalen seit Kurzem die NRW.BANK.Seed Fonds Initiative dar, bei der sich Start Ups um eine Eigenkapitalausstattung gegen Einräumen einer Minderheitsbeteiligung bewerben können. Dabei handelt es sich um eine politische Initiative zur Unterstützung der Gründungsszene in Nordrhein-Westfalen, die von den führenden Unternehmen der Region finanziell sowie im Rahmen des Initiativkreises Ruhr gefördert wird.

Lesen Sie im 2. Teil dieses Beitrags, worauf Sie als Gründer beim Einsammeln von Eigenkapital achten müssen.

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